Welche Grundkenntnisse sollte ein Händler sicher beherrschen?
Ein im professionellen Handel eingesetzter Trader, muss über umfangreiches Wissen zu den Themen Markt, Akteure, Produkte und handelsrelevante Aspekte verfügen, ebenso muss er die Handelsroutinen beherrschen, welche seinen jeweiligen Tätigkeitsbereich betreffen. Hier sollten auch private Trader, welche mit der Absicht an die Börse gehen, im Markt durch Handel Geld erwirtschaften zu wollen, keine Abstriche machen.
Folgende Schwerpunkte empfehlen wir, mit denen sich jeder Trader sicher auskennen sollte, der aktiv an der Börse handeln möchte:
Theorie:
Märkte als komplexe und nichtlineare Systeme (Hier sollte Verständnis vorliegen zur Betrachtung des Marktes allgemein aus Sicht der Chaos-Theorie, Aus philosophischer Sicht, aus Sicht der Spieltheorie und unter Beachtung der Reflexivität der Marktakteure, ebenso sollte die Organisation des Marktes, in dem der Trader aktiv zu werden gedenkt, bekannt sein).
Kommissionshandel (Es sind Akteure, welche den Markt bewegen. Folglich sollte man diese im jeweiligen Markt kennen. Dominant sind in nahezu allen Märkten sogenannte Kommissionshändler. Folglich sollte jeder Trader wissen: was ist Kommissionsgeschäft, wie läuft es ab, wie erkennen wir Kommissionshändler im Markt, welche typische Ablaufroutinen führen diese Akteure im Markt aus?)
Forward / Futures (Es sollte verstanden sein, was Forwards / Futures sind. Wie ist deren Entstehungsgeschichte? Darüber hinaus sollte ein Trader alle produktrelevanten Aspekte kennen).
Aktien / Anleihen (Es muss sicheres Wissen bestehen zu Aktien und Anleihen, ebenso zu allen Randprodukten und Bezugswerten).
Index-Arbitrage (Ein Händler sollte das Prinzip des Zusammenhangs des Kasse- und derivaten Marktes sicher beherrschen, er sollte wissen, was faire Bewertungen sind. Darüber hinaus muss er die Vorgänge der Index-Arbitrage beherrschen, die reine Arbitrage verstehen und den praktischen Nutzen der Index-Arbitrage im Markt verstehen).
Kurzfristhandel (Gerade im Trading-Bereich ist es wichtig, die Rolle des Kurzfristhandel aus institutioneller Sicht zu verstehen. Hierzu zählen wir Scalping, Phasenhandel und Swing Trading. Darüber hinaus müssen Kenntnisse bestehen im Erkennen der Handlungsaktivitäten des KFH im Markt. Welche Routinen werden dort zum Einsatz gebracht, wie partizipieren wir an diesem Handel?)
Aktivitätszonen (Ein Händler sollte das Thema der Aktivitätszonen beherrschen. Welche Rolle spielen diese im Markt? Wie werden diese genutzt? Harte und weiche Aktivitätszonen – ermittelt aus dem Kursverlauf und aus der Lage der Optionspositionen im Markt).
Handelsbausteine (Was sind Handelsbausteine, was sind Legs? Was sind Leg-Ketten, was sind Bausteinketten? Wie werden Handelsroutinen ausgebildet?)
Optionen (Der Themenbereich Optionen ist sehr umfangreich. Da Optionen einen ausgeprägten Einfluss auf entwickelte Märkte haben, sollte jeder Trader ein umfassendes Wissen zu diesem Thema besitzen. Beginnend bei den Fragen: was unterscheidet Optionen von anderen Produkten, Parameter, Preisbildung, Einsatz, Synthetisierung, Put-Call-Parität, Arbitrage …).
Spreads und Optionsstrategien (… über Erläuterung von Optionsstrategien, Aufbau von Spreads, worin besteht deren Sinn und Ziel? Warum und wie arbeitet man mit Spreads?)
Theta / Gamma Trading (Einen besonderen Schwerpunkt sollte der Händler auf folgende Fragen legen: was ist der Sinn des Theta Gamma Tradings, Einfluss auf den Markt, was ist open Interest? Wie nutzen Händler diese Effekte für sich aus?)
Visualisierung (Wer sich im kurzfristigen Bereich bewegen will, sollte verstehen: was ist Visualisierung, wie visualisiert man? Er sollte Kenntnisse und Übung haben in der Visualisierung von Handelsabläufen, Visualisierung von Routinen, Visualisieren von Aktivitätszonen.)
Handelspsychologie (Dem Thema der Handelspsychologie kommt ebenfalls eine nicht unerhebliche Bedeutung zu. Hier sollten folgende Fragen sicher beantwortet werden können: Wie wird unser Gehirn im Handel gefordert? Wie lernen wir und wie verarbeiten wir Informationen? Welche Bedeutung hat die bewusste und unbewusste Informationsverarbeitung? Wie können wir Routinen optimieren, welche Rolle spielen Handelsbausteine und Handelsphasen unter psychologischen Gesichtspunkten im Kurzfristhandel?)
Technische Analyse (Zu diesem Themengebiet sollte beherrscht werden: Geschichte, Herleitung, Nutzen und Grenzen, Klassifizierungen in Charting, Markttechnik, Formationslehre, Sentimentlehre, Handelssysteme und deren Einsatz, RINA Bewertungen, statistische Bewertung von Reflexivitäten.)
Fundamentalanalyse (Ebenso muss das Themengebiet „Fundamentale Analyse“ beherrscht werden: Geschichte, Herleitung, Nutzen und Grenzen, Klassifizierungen, Widersprüche zur Reflexivität, Einsatz dieses Analyseansatzes, Kennziffern, Vergleich zur Technischen Analyse.)
Portfoliotheorie und Random Walk (Ergänzend sollten Kenntnisse zu den Themen Portfoliotheorie und Random Walk beherrscht werden. Konkret: Erläuterungen, Geschichte und Hintergründe, Abgrenzungen zum klassischen technischen und fundamentalen Handelsansatz.)
Besitzt ein Händler dieses Basiswissen, können hierauf die jeweiligen Spezialisierungen aufgebaut werden.
Praxis
In der Praxis muss ein Händler in der Lage sein, das theoretische Wissen in seiner Komplexität auch anwenden zu können. Darüber hinaus sind die jeweiligen notwendigen Handelsroutinen zu beherrschen.
„Erfolgreiches Day-Trading in 15 Minuten erlernen“ ...
… unhaltbare Versprechen dieser Art sind im Internet weit verbreitet und finden immer wieder ihre dankbaren Anhänger. Dennoch sind Versprechen dieser Art unseriös. Erfolgreiches Handeln setzt ein Leben, Lernen und Brennen für den Handel voraus.
Eine sinnvolle und erfolgreiche Ausbildung fordert beide Seiten: Ausbilder, Trainer, Erfahrungsvermittler, als fordernder Treiber, als Trader und den Lernenden, als Kämpfer mit Biss, als jemand der das unbedingte Privileg anstrebt, als Trader arbeiten und leben zu wollen und dafür bereit ist, auch eine große Portion Eigenverantwortung in die eigene Zukunft zu legen.
Wer heute an den immer komplexer werdenden Märkten erfolgreich bestehen will, muss deren Strukturen, deren Zusammenspiel und deren gegenseitige Beeinflussungen verstehen. Dabei muss sein Verständnis über Themen wie Trading und Charting weit hinausgehen. Er muss in der Lage sein, Risiken zu erkennen und zu steuern, er muss das Wissen über die Akteure im Markt anwendungsbereit jederzeit abrufen können, benötigt die richtigen Informationen und das passende Werkzeug. Ein guter Trader überlässt nichts dem Zufall, er zockt nicht und spielt nicht, sondern sieht sich als überlegener Jäger, der um seine Stärken und Schwächen weiß, erstere weiter ausbaut und letztere zu überwinden versucht.
Doch wird diese Notwendigkeit, besonders von Trading-Anfängern, leider meist unterschätzt. Auch die Branche selbst vermittelt häufig ein falsches Bild. Seminare, selbsternannte „Börsen-Experten“, unendlich viele Börsenbriefe und noch mehr schlechte, zu teure Broker, lassen Erwartungen und Hoffnungen aufkeimen, welche meist schnell und nachhaltig an der Realität zerschellen.
Erfolgreiches Trading ist harte Arbeit. Harte Arbeit heißt, sich täglich mit seinen Schwächen auseinanderzusetzen, niemals mit dem Lernen aufzuhören, keiner fremden Meinung nachzulaufen, sondern selbstkritisch zu hinterfragen und alle die Fähigkeiten zu erlernen und ständig zu trainieren, die notwendig sind, um erfolgreich zu traden.
Handelsoberfläche und Anbindung an die Märkte müssen zum jeweiligen individuellen Trading-Stil passen. Professionelle Informations-Tools sind ebenfalls ein Muss und sollten am Aktivitätsmuster des Traders ausgerichtet sein.